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Selbstbestimmt: Die neue Norm

Diese Headline begegnete mir beim Recherchieren zu einem Beitrag für Susis Leseeck zu Janis McDavids neuem Buch „Alle anderen gibt es schon“. Soweit zu erkennen war, ging es in diesem Beitrag zu der Headline um Menschen mit Handicap. Und ich dachte nur so bei mir: Traurig genug, dass Menschen mit Handicaps für ihre Selbstbestimmtheit oft kämpfen müssen, weil in unseren Köpfen ein Mensch mit Handicap immer noch ein fremdbestimmter, unselbständiger Mensch ist. Doch führen wir handicapfreien Menschen wirklich ein so viel selbstbestimmteres Leben?
Was bedeutet Selbstbestimmung?
Selbstbestimmung, Gegensatz von Fremdbestimmung (Autonomie, Empowerment)

Meine provokante Antwort: Nein.
Lass uns gemeinsam einen kritischen Blick auf den Grad unserer eigenen Selbstbestimmung werfen.

 

Starten wir mit einer Definition aus psychologischer Sicht (laut Spektrum Lexikon):
Selbstbestimmung, Gegensatz von Fremdbestimmung (Autonomie, Empowerment).
1) in der Erziehung: die Leitidee des Unterstützens und Wachsenlassens zu Eigenständigkeit, Selbstaktivität und Selbstgestaltung als zentraler Dimension menschlicher Wirklichkeit.
2) In der Psychotherapie und Prävention: die Autonomie bzw. die Kompetenz im Umgang mit den eigenen Problemen. Leider steht dieser Anspruch oft nicht im Mittelpunkt von Therapie und wird einem meist uneinlösbaren Mythos der Heilung/Besserung geopfert (Ressourcen).
3) In der Suchtprävention: das Bemühen, der in der Sucht und Abhängigkeit gefangenen Person zu helfen, ihre Selbstbestimmung wieder zurückzugewinnen bzw. denen, die latent gefährdet sind, die Selbstbestimmungsmöglichkeit zu bewahren, d.h. sie vor der Sucht zu schützen.

„Selbstbestimmung ist die Fähigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen. Unser Lebensweg ist von Entscheidungen geprägt. Wir müssen Kontrolle über unser Leben ausüben, es nach unseren eigenen Kriterien gestalten können.“

– Zitat von Psy-Gesundheit.ch
Wie sieht ein selbstbestimmtes Leben aus?

Ich denke, das würde jede/r ein wenig anders für sich beantworten. Für mich persönlich bedeutet es, dass ich selbst darüber bestimme und entscheide, wie ich mein Leben führe und gestalte. Und zwar in allen Lebensbereichen. Allerdings mit der Einschränkung, dass das Ausleben meiner Freiheit nicht willkürlich die Freiheit anderer einschränkt. So wie ich mir erwarte, dass meine Grenzen und Rechte gewahrt werden, nehme ich natürlich auch Rücksicht auf die Grenzen und Rechte anderer.

Für mich ist es auch eine Frage von Werten. Ein selbstbestimmtes Leben ist für mich ein wesensgerechtes und wertekonformes Leben. Ich kenne also meine Werte und trete für diese ein. Sie prägen die Ausrichtung meiner Entscheidungen.

Konkret bedeutet dies, dass ich darüber entscheiden möchte, ob ich Kinder und Familie haben möchte oder lieber alleine oder in einer Lebensgemeinschaft lebe. Wenn ich einen Lebensgefährten habe, möchte ich nicht dazu gezwungen sein, diesen zu heiraten, nur um sich gegenseitig für den Ernstfall abzusichern.

Ich möchte darüber entscheiden, wo und wie ich arbeite. Zum Beispiel im Büro mit meinen Kolleginnen und Kollegen oder alleine zuhause im Homeoffice.

Ich möchte selbst entscheiden, wie ich mich ernähre. Wenn ich das Tierleid in der Massentierhaltung oder die Qual des Fischfangs nicht länger unterstützen möchte, werde ich auf pflanzliche Alternativen umsteigen. Mein Hund bekommt dann keinen Lachs mehr und nach Möglichkeit Fleisch aus biologischer Landwirtschaft. Auf Partys bin ich für die veganen Snacks und Beilagen zuständig.

Einer meiner Lebensträume ist das Leben im Tinyhouse. Am liebsten möchte ich in einem nachhaltig produzierten und ökologischen, (teil)autarken Tinyhouse leben. Das weißt ein hohes Maß an Selbstbestimmung auf, denn ich entscheide über den Umgang meiner Ressourcenverwendung und -gewinnung. Ich mache mich (großteils) frei von der Abhängigkeit von Energielieferanten und schone wertvolle Ressourcen wie Wasser.

In Beziehungen achte ich auf meine eigenen Bedürfnisse und darauf, dass ich meine Grenzen klar aufzeige. Denn sonst passiert es schnell, dass nicht mehr ich über mein Leben entscheide, sondern die Bedürfnisse und Regeln meiner BeziehungspartnerInnen die Richtung und Leitplanken im Alltag vorgeben.

Ich entscheide darüber, wie ich Gesundheitsvorsorge betreibe und von welchen ÄrztInnen oder ExpertInnen ich mich behandeln lasse und auch mit welchen Methoden und Hilfsmitteln.

Es ist meine Entscheidung, ob ich die größere Umweltverschmutzung durch einen Langstreckenflug in ein paradiesisches Urlaubsland in Kauf nehme oder lieber in meiner Heimat Österreich oder gar auf Balkonien Urlaub mache. Und es ist meine Entscheidung, ob ich lieber in einem 4-Sterne All-Inklusive Hotel oder einem Selbstversorger-Appartment den Urlaub verbringen möchte.

Dies lässt sich auf jeden weiteren Lebensbereich ausweiten. Entscheidend ist für mich, dass ich die Entscheidungen selbst treffe und auch die Verantwortung für deren Konsequenzen trage. Denn das gehört für mich zur gelebten Freiheit von Selbstbestimmung dazu. Wenn ich also entscheide, meinen pubertierenden Rüden ohne Leine frei laufen zu lassen, nehme ich auch das Risiko in Kauf, dass er in einem Anfall von jugendlichem Leichtsinn davon und auf die Straße läuft, wo ihn ein Auto anfahren könnte. Wenn ich auf meine Abendfitnesseinheit verzichte, nehme ich in Kauf, dass mein Körper noch schneller abbauen wird und ich tendenziell mehr körperliche Einschränkungen und Beschwerden im Alter haben werde. Wenn ich beim Fortgehen mit Freundinnen etwas mehr Alkohol trinke als mir gut tut, muss ich auch mit den Nachwehen am nächsten Tag leben und werde niemand anderen als mich selbst dafür verantwortlich machen.

Du siehst also, selbstbestimmt Leben bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen, was durchaus aus anstrengend und unbequem sein kann. Vor allem wenn die eigenen Werte sich mit den aktuell populären Ansichten spießen. Oder wenn unsere eigenen Bedürfnisse widersprüchlich sind (z.B. Wunsch nach Selbstbestimmung vs. Harmoniebedürfnis).

 

Was bedeutet selbstbestimmt Leben für dich?
Wo wird aktuell deine Selbstbestimmung eingeschränkt?
Was steht einem selbstbestimmten Leben im Weg?

In der Corona-Situation, mit der wir seit nunmehr 1,5 Jahren durchgehend konfrontiert sind, erlebe ich zum ersten Mal in meinem Leben ganz massiv, wie ich durch – für mich oft nicht nachvollziehbare Maßnahmen und Restriktionen – von Außen stark eingeschränkt werde. Ich bestimme ganz klar nicht mehr selbst über meine Art zu arbeiten, meine Freizeitgestaltung, meine Gesundheit und Art der Prävention. Bis vor Corona dachte ich eigentlich, dass ich in einem freien Land lebe, in dem ich wählen darf, wie ich mein Leben führen und gestalten möchte. Ich ging von Meinungsfreiheit aus und vertraute darauf, dass meine Grundrechte stets geschützt sind. All das erlebe ich heute leider anders.

Es schockiert mich, wenn ich höre, dass Menschen gezwungen werden, sich impfen zu lassen, wenn sie in bestimmten Berufen tätig sein oder Ausbildungen machen wollen. Und muss den Kopf schütteln, wenn ich lese, dass es als sicherer gilt, einen Haufen Geimpfte auf engstem Raum in einer Disco zusammen zu pferchen, welche mit Covid 19 infiziert und ansteckend sein könnten, als Personen, die einen gültigen PCR Test vorweisen können. Es macht mich wütend und traurig zugleich, wenn eine Frau an der Supermarktkassa einen Aufstand macht, weil einzelne Personen (inklusive der Kassiererin) statt einer FFP2 Maske eine Einwegmaske tragen – mit einem ärztlichen Attest, das sie vom Tragen einer Maske befreit. Wenn ich höre, dass auf die Kinder einer Freundin in der Schule Druck ausgeübt wird, weil diese nicht geimpft sind, möchte ich schreien.

Es ist also ganz offensichtlich, dass überraschende Änderungen im Außen wie die Corona-Pandemie zu massiven Beschränkungen unserer Selbstbestimmung führen können. Aber nicht nur derartige Situationen im Außen, beschränken uns in unserer Selbstbestimmung.

Ein hohes Maß an Angepasstheit und Flexibilität sorgt nicht selten dafür, dass wir anderen sehr viel Macht überlassen bei der Mitgestaltung unseres Alltags. Andere Menschen entscheiden darüber, was und wie wir Situationen erleben. Ist dir in deinem Leben bewusst, welchen Menschen du diese Macht einräumst? Weißt du, wo deine Selbstbestimmung dadurch
derzeit eingeschränkt wird?

Ich höre immer wieder, dass Menschen ihre Jobs machen MÜSSEN, weil sie ja Geld verdienen müssten, um sich und ihre Familien ernähren zu können. Mag sein, dass wir in einer Welt leben, in der man um das Zahlungsmittel Geld nur schwer umhin kommt, doch wir können immer entscheiden, wo und wie wir arbeiten wollen. Wir schränken unsere Entscheidungsfreiheit durch unsere eigenen Vorgaben und Bedürfnisse, auf deren Erfüllung wir nicht verzichten wollen, ein. Aber grundsätzlich haben wir auch bei der Berufungsausübung die Wahl und können somit maximal selbstbestimmt leben (von den corona-bedingten immer größer werdenen Einschränkungen mal abgesehen).

Menschen in einer Opferhaltung tun sich ebenfalls sehr schwer mit Selbstbestimmung. Wer davon ausgeht, dass er vom Schicksal, den Umständen oder dem Gutwillen anderer Menschen abhängig ist, schränkt seine eigene Handlungsfähigkeit und somit den Grad der Selbstbestimmung massiv ein.

Wenn jemand seine Werte nicht kennt und sich nicht bewusst darüber ist, wonach er sein Leben ausrichtet, wird sehr wahrscheinlich auch stark fremdgesteuert sein. Schlicht und ergreifend weil er sich seines inneren Kompass nicht bewusst ist. Wenn das auf dich zutrifft, lade ich dich herzlich zu meinem kostenlosen Mini-Kurs „Zeitmanagement-Navigator“ ein. In diesem lernst du wesentliche Anteile deines inneren Kompass wie deine Werte besser kennen.

Alte Muster und Prägungen aus unserer Kindheit kommen uns meist so normal und selbstverständlich vor, das wir sie oft nicht hinterfragen. Auch diese übernehmen viele unserer Entscheidungen, vor allem die halb- oder unbewussten. Deshalb macht es Sinn, sich seiner wichtigsten und aktivsten Muster bewusst zu sein und bewusst zu entscheiden (!), mit welchen man weiterleben und welche man austauschen möchte.

Wichtig: Ich spreche hier stets von Menschen, die wie ich in einem europäischen Land wie Österreich oder Deutschland leben und einen hohen Lebensstandard genießen und sich im Notfall auf ein staatlich finanziertes soziales Netz verlassen können. Selbstverständlich gibt es auch Menschen, die nicht so viel Freiheit genießen. Doch das sind in aller Regel auch nicht die LeserInnen meines Blogs. Denn diese Menschen haben ganz andere Sorgen.

 

Wie kann man ein selbstbestimmtes Leben führen?

Am Anfang steht wie bei so vielem die Eigenverantwortung. Ich bin mir einerseits meines Handlungsspielraums und meiner Macht bewusst, und natürlich auch der Konsequenzen meiner Entscheidungen. Je bewusster und autonomer ist meine Entscheidungen treffe, desto selbstbestimmter ist wohl mein Leben.

Besonders schwierig ist dieses Thema für Menschen, die sich oft als Opfer der Umstände oder des Machtmissbrauchs anderer Menschen betrachten. Für diese gilt in einem ersten Schritt, sich dieser Opferhaltung bewusst zu werden und anzuerkennen. Dann kann damit begonnen werden, diese Opferhaltung abzulegen und den Grad an Selbstbestimmung nach und nach zu erhöhen.

Kenne deine Werte und sei dir bewusst darüber, wonach du dein Leben ausrichtest, was deine Entscheidungen maßgeblich beeinflusst. Hier nochmal der Link zum „Zeitmanagement Navigator„, der dich deiner Werte näherbringt.

Sei dir deiner kindlichen Prägungen und eingespielten Muster bewusst. Und wenn da welche dabei sind, die für dich nicht mehr zeitgemäß oder gar schädlich sind, dann ersetze sie durch passendere und günstigere. Wenn du dir dabei Unterstützung und Begleitung wünschst, schreib mir gerne. Dann besprechen wir in einem unverbindlichen Telefonat, ob und wie ich dir zur Seite stehen kann.

Alles Liebe
Deine Susi, das Stehaufweibchen

 

Was fehlt dir noch, um selbstbestimmt zu leben?

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